"Es werden spannende Zeiten auf uns zukommen" Prof. Dr. Dombrowsky im Gespräch
Die Corona-Pandemie aus Sicht der Katastrophensoziologie
Prof. Dr. Wolf R. Dombrowsky ist Dozent der Steinbeis-Hochschule und begleitet in dieser Funktion unter anderem das Gebiet des Katastrophenmanagements.
Herr Prof. Dr. Dombrowsky geht im Gespräch unter anderem darauf ein, inwiefern die Corona-Pandemie mit anderen Katastrophen vergleichbar ist. Dabei spielt beispielsweise die Verfassung der betroffenen Gesellschaft eine Rolle, in denen der Virus kursiert, aber auch der Umgang mit dem Katastrophenfall durch die Politik.
"Ich glaube wir werden hinterher, nach Corona, sehr sorgfältig analysieren müssen, was gut geklappt hat, was nicht gut geklappt hat und wo man wirklich grundlegend neu überlegen muss."
Ein Thema ist hierbei unter anderem das Unterbrechen der Infektionswege mit einer lahmgelegten Gesellschaft in vielen Bereichen. Ein Faktor ist dabei der Umkipppunkt, bei dem der Schaden der Ökonomie den der Seuche übersteigt. Wichtig sei es, diesen zu identifizieren. Ein erster Schritt in diese Richtung zeigt sich beispielsweise durch die angestoßenen öffentlichen Diskussionen zu Ausstiegsszenarien. Dennoch bleibt Unsicherheit, da die Folgen auf lange Sicht nicht eindeutig vorherzusehen seien. Ein weiterer Punkt der Überlegungen im Umgang mit Seuchenkatastrophen: die sogenannte Herdenimmunisierung. Denn auch diese ist ein wichtiger Aspekt in den Abwägungen von Maßnahmen.
"Wir wollen auch nicht, dass alle so weit auseinander sind, dass sich keiner ansteckt und wenn wir wieder lockerlassen, die nächste Ansteckungswelle kommt. Dann hätten wir Schrecken ohne Ende. Wir müssen die Balance herstellen zwischen Ende mit Schrecken und Schrecken ohne Ende."
Länder wie Schweden, die Niederlande, Taiwan oder Italien werden auf lange Sicht abbilden, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Vorgehensweisen von Politik und Gesellschaft nach sich ziehen. Ergebnisse, die erst in Zukunft sichtbar werden.
"Wir werden im Nachhinein Diskussionen bekommen, die unsere Demokratie berühren, die unsere Freiheitsrechte berühren und die unsere seuchenpolitischen Überlegungen massiv verändern werden. Es werden spannende Zeiten auf uns zukommen."
April 2020